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Autor: snooc
Datum: 2003-01-08 22:20:44
Willkommen im neuen Jahr. Jeder ist hoffentlich gut hereingekommen. Wie erwartet, wird das Soll erfüllt und Überraschung Nr. 9 wälzt sich in Richtung der neugierig lefzenden Mäuler. Start it mit zwei Jungs aus Orlando. Wir kennen Orlando musikalisch gesehen bereits - ich sage nur Backstreet Boys. Allerdings handelt es sich im vorliegenden Fall um ein etwas anderes Kaliber. In und um die Stadt tut sich nämlich vor allem in Sachen Rap und Hip Hop etwas, neben der Posse D.O.A. machten vor allem die beiden Jungs Smilez & Southstar von sich reden. Mit denen beginnen wir heute, um genau zu sein mit der Single Tell Me (What`s Going On). Hierbei handelt es sich um ein solide produziertes Teil, gekümmert hat sich darum meines Wissens nach der gute Dakari, der schon N*Sync und eben BSB produzierte. Insgesamt eine MidTempo Nummer im schönen, momentan angesagten Pop-Stil. Sample und Synthie-Einsatz ergänzen sich recht gut, ein netter Hook, gesungen von einer lieblichen Damen-Stimme. Der Text, wie könnte es anders sein, erzählt von gebrochenen Herzen, wenn die beiden Rapper sich auch ereifern zu erläutern, dass auch sog "Thugs" mit solchen Problemen zu kämpfen haben, nur eben die wenigsten auch darüber sprechen, bleibt das ganze doch ein Liebeslied. Mit poppigem Beat, kommerziell. Aber gut. Ähnlich Akkord-lastig produziert ist auch die neueste Auskopplung aus dem aktuellen Album von DJ Tomekk. Kimnotyze war lächerlich, ich habe kaum etwas anderes erwartet. Umso überraschter war ich vom neuesten Werk des Berliners, betitelt wie eben dieses Album Beat Of Life. Zur Unterstützung hat sich Tomekk Sandra Nasic, Ice T und Trigger Tha Gambler (wer immer das auch ist an Bord geholt. Herauskommt Rap-Core oder wie man das auch immer nennen mag, die Kreuzung zwischen Rock und Rap. Das gefällt mir recht gut. Stimmlich ergänzen sich das Weibsbild und der Gangsta aus den Staaten nicht einmal schlecht, wenn die Lyrics auch durchaus zu wünschen übrig lassen. Das Ganze klingt etwas wie die Onyx/M.O.P. stand-up-and-shout Songs zum Kreischen und bouncen auf der Tanzfläche. Simpler Beat, ein regelrechter Synthie-Teppich und die einfachen Gitarrenakkorde sind zwar nichts überragendes, auch die Scratches stechen nicht hervor, aber zumindest rockt irgendwas an dieser Single. An das neueste Meisterwerk von Fabulous reicht das aber noch lange nicht heran. Sein Debüt-Album war nicht mehr als Durchschnitt, allerdings hatte es zumindest Potential, wie jetzt der zweite Teil, Part 2, des darauf vertretenen Tracks Trade It All beweist. Dabei ist Dauerbrenner P Diddy sowie die Stimmwunder von Jagged Edge. Herausgekommen ist ein simpel produzierter Song, eine stupide Gitarre übernimmt den Melodie Part. Der Beat ist bestenfalls Midtempo R´n`B, aber meiner Meinung nach wird das, genau wie die I Need A Girl Hits, in den Clubs bestenes funktionieren. Ein schöner Flow und das professionelle Arrangement veredeln das Produkt. In die ganz andere Richtung gehen nun Coldplay. Deren neuester Song Clocks hat mit Club und Tanzen nun irgendwie so gar nichts am Hut und ist trotzdem symptomatisch für das ganze Album A Rush Of Blood To The Head. Einfach großartig. Die Kritiken für das Album überschlugen sich fast, Bad Boy P Diddy outete sich als großer Fan, selbst FAZ, taz und co. lobten das Werk einhellig. Die Single ist genau wie das Album ein Meisterwerk der Atmosphäre, von Stimmung braucht gar nicht erst gesprochen zu werden, denn dieses Wort versagt im Angesicht dieser Musik. Unsicher, ob ein anderes eine Beschreibung zu leisten vermag. Melancholisch ist es, tiefgründig und unglaublich ehrlich. In My Place war längst nur die Spitze des Eisbergs. Wunderbare Pianopassagen, Melodiearrangements, gepaart mit verhaltener Gitarre, perfekt akzentuiertem Schlagzeug und diese Stimme. Insgesamt eine traurige Reise, eine lange, traurige Reise, und mit Sicherheit war Traurigkeit noch nie so schön. Und mit Sicherheit passt jetzt nichts, aber auch gar nichts im Anschluss an Coldplay, doch es muss sein. Das neueste Werk von Bronx Queen J Lo kommt ausser mit LL Cool J auch noch im schönsten 70er Funk-Style daher. Hups! LL ist ein echter Gewinn für dieses Lied und ohne ihn wäre das wahrscheinlich auch in der Schublade verschwunden. Aber mit ihm hat das Ganze Duett Charakter und entlastet vor allem die stimmlich schwache J Lo. Auch wenn die Produktion eher einfach geraten ist, fügt sich die Teile so zu einem netten Song zusammen, eine klare Down-Tempo sit-back-and-relax Nummer ohne Anspruch, aber eben sehr nett.
So, genug für heute Abend, morgen folgt der zweite Teil der Überraschungen...(Part 9).
Gehabt euch wohl Freunde.
Datum: 2003-01-09 22:22:48
Wie versprochen, ein bisschen was haben wir noch im Angebot.
Nachtrag zu gestern: Das Neue von J Lo heißt All I Have. Und übrigens hat sich mit den beiden hier schon vorgestellten Titeln der Muss-Teil des Albums dann auch erschöpft.
Ein bisschen Klassiker kommt ja doch immer vor. In diesem Fall - natürlich - in neuem Gewand, was sich heutzutage auch kaum vermeiden lässt. Das gute Stück kommt von drei Mädels, die mir wirklich IMMER wenn ich sie sehe, gehörig auf die Nerven gehen. Das liegt aber nur daran, dass sie bei Pro Sieben, dem Sender schlechthin wenn man bekennender Simpsons-Junkie ist, in ekelhaft hellen Farbtönen regelmäßig durch das Bild hüpfen und immer noch wie blöde irgendwie mit weißen Flocken rumspielen oder einen sauhässlichen Tannenbaum betasten, das Ganze nur, und das ist der eigentliche Grund, warum sie mich auf deutsch gesagt ankotzen, um die Werbung anzukündigen. Die drei haben vor längerem bereits ein Lied herausgebracht, was auch ein wenig Airplay und Videorotation einfahren konnte, im Grunde jedoch wenig Beachtung zugesprochen bekam. Wie angesprochen handelte es sich dabei um eine Coverversion von einem Klassiker, der Titel ist Set Me Free. Das Ding war jetzt auch nicht besonders toll, eben Pop. Ganz gut allerdings ist jetzt der Nuco Mix davon, den kann man sich schön anhören, ein bisschen Disco mit netter Möchtegern-Gitarre, sauber produziert, also schon ein schönes Stückchen was mal Spaß machen kann. Mit Spaß ist es in einem anderen Bereich nicht mehr weit her, nämlich im sogennanten Trance, Mainstream-Techno oder wie auch immer. Wie schon oft angesprochen, gehören da viele Produzenten mal gehörig durch den Wolf gedreht. Nicht zu diesen gehört aber Kai Tracid, der mich bereits mit seiner letzten Single Trance & Acid angenehm überraschte, da das Teil erfrischend anders war als sämtliche Veröffentlichungen dieses Stils. Nun erscheint die neueste Veröffentlichung des DJs, nennt sich 4 Just 1 Day und ist nach dem letzten Track ebenfalls wieder etwas mehr Roots-orientiert, leicht Richtung die frühen Anfänge tendiernd eben. Natürlich finden sich auch hier die von wunderbar anmutenden (und sie sind tatsächlich wunderbar - wunderbar einfach) Klangteppichen unterlegten und für Trance fast schon obligatorischen weiblichen Vocals, ein typisches Synthie-Piano beginnt das Ganze und irgendwann geht es eben los mit dem Beat, nichts wahnsinnig aufregendes, aber eben mal weg von dem Einheitskram. Für Liebhaber sicherlich ein sehr schönes Stück.
Für Liebhaber und alle anderen ein Muss ist aber der neue Track von Kelis. Caught out there dürfte den Meisten ein Begriff sein...Jetzt arbeitete sie mit Timo Maas und dessen Produzenten Martin Buttrich zusammen und herauskam der vielleicht geilste Tech-House Track, den ich jemals gehört habe. Schlicht Help Me ist das Werk betitelt und laut Künstler das "Rundeste" was sie jemals gemacht haben. Gut. Schwer zu kriegen, ohne Frage, trotz allem lohnenswert. Ich war der festen Überzeugung man hätte es hier mit einem Sample zu tun und machte mich daran, es herauszufinden. Im Science-Fiction-Stil gehalten und irgendwie Retro-mäßig schwebte mir die Melodie immer wieder um die Ohren...dazu die rauhe, Alienartige Stimme von einer zur Zeit der Aufnahme böse erkälteten Kelis und schon hatte mich der Song mit seiner düster anmutenden Atmosphäre gefangen. Wie gesagt, ein echt guter Einsteig in das Elektro-Jahr 2003 und ein Lied, was durchaus auch nicht-Elektronikern gefallen dürfte. Übrigens: Es ist ein 50er Jahre Science-Fiction Sample. Glaube ich. Damals dürfte Rockröhre und Sorgenkind Kelly Osbourne noch nicht gelebt haben, dafür tut sie das heute und macht Musik. Ihre erste Single war ja ganz in Ordnung, Sünde zwar, aber in Ordnung. Aber richtig gut gefällt mir der neueste Streich Shut Up. Schöner, solider Rock mit Arschleck-Faktor, ganz der Daddy. Da braucht man jetzt auch nicht viel zu sagen, es ist eben hingerotzt und genau wegen diesem Rotz darf sich Kellys gleichnamiges Album jetzt größtenteils ohne Promotion seitens der Plattenfirma in die Herzen spielen. Mal sehen. Auf jeden Fall hat sie schon mal die Attitüden eines Rockstars. Nebenbei bemerkt wurde Kelly jetzt von einem renomierten amerikanischen Magazin zu den Schlechtangezogensten Frauen gehörig abgestempelt. Da befindet sie sich aber nur in bester Gesellschaft, Christina Aguilera, Meg Ryan, Pink oder Cameron Diaz befinden sich dort in diesem Jahr ebenfalls. Und zurück zur Straße: Neues von Field Mob. Ein fresher Beat, chillig und MidTempo artig, aber keinesfalls langweilig. Über den Hook muss ich keine Worte verlieren, von einer hellen Frauenstimme eingesungen rockt der wirklich. Dazu ein Nappy Roots Rapstyle, mit richtig gutem Flow. Und der Titel passt halt auch: Sick Of Being Lonely. Erfrischender Hip Hop, ich werde nach dem Album auf jeden Fall Ausschau halten, denn in diesem Fall scheint da noch einiges zu gehen. Gehen ist das Stichwort was ich brauche, um zur nächsten und wahrscheinlich verrücktesten Überraschung zu kommen. Limit war seltsam und sehr gewöhnungsbedürftig, so ganz anders. Irgendwie schon bouncend, aber zu experimentell für meinen Geschmack. Da kommen die Deichkinder mit ihrem neuesten Song auf einmal mit Elektro mit Hip Hop Elementen daher. Was ist das? Allein der Titel verspricht Spaß Pferd im Stall. "Wir sehn uns dann nachher vielleicht..." ah ja. Und der Hook haut dich dann stimmlich echt aus den Socken, was soll dat? Rauchig, Lindenberg- und Deutschrockstil, ist das noch Hip Hop? Ja, beweist die Strophe, aber eben Hip Hop der keine Angst vor anderen Genres hat. Minimal produziert mit fast schon ekelhafter Synthie Melodie, der ich mit meinen Rebirth Stücken durchaus Konkurrenz machen könnte, aber der Reimflow stimmt absolut, dazu kommen die wirklich guten Lyrics, zwischen Ironie und Wunschglaube schwebend entfernen sich die Deichkinder von platten Attitüden der Szene und werden auf gewisse Weise erwachsen. Ihr subtiler Humor und die Kombination verschiedenster musikalischer Einflüsse zeigen nur, dass man eben irgendwann einfach drübersteht über Disstiraden, Städtebeef und Ghetto Imitation. Dieser Track macht Lust auf das Album.
Und das kommt sonst noch:
Ja Rule - Mesmerize = Tanzstunde
Jay Z - Hovi Baby = Gratwanderung
Good Charlotte - Lifestyle Of The Rich And Famous = Jürgen Fliege
Red Hot Chilli Peppers - Can`t Stop = Tempo-Gegenstoß
50 Cent - In Da Club = Wochentag
Zwan - Honestly = Kürbis für Spätgeborene (neue Band von zwei Smashing Pumpkins Mitgliedern)
Missy Elliot + Ludacris - Gossip Folks = Routineeinsatz
So, damit hätten wir es erstmal wieder. Vielleicht war was dabei, aber wie dem auch sei, haltet die Ohren offen und den Geist in der Flasche. Bald wird es auch wieder etwas wärmer. Versprochen.
In diesem Sinne,
keep rock.
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