Überraschungen...(Part 10) zurück
Datum: 2003-02-07 18:18:35

Servus und willkommen bei den 10ten Überraschungen, die zweiten dieses jungen Jahres. Stehvermögen ist sehr wichtig, in diesem Sinne sollten wir uns alle Mühe geben, das Pensum zu schaffen. Beginnen wollen wir mit ein bisschen lockerem R´n´B. Womit ihr auch gleich die erste Änderung erblicken dürftet: das Programm ist gestaffelt nach Stilen. Das trägt zwar wiederum zum typisch deutschen Schubladen-Syndrom bei, doch geht es nun einmal nicht länger anders. Somit also zum gediegenen Gezappel. Starten werden wir einmal mehr mit Mr Bad Boy himself, P Diddy. Der hatte für einen seltsamen Animationsfilm Ende des vergangenen Jahres den Auftrag, einen Song zum Soundtrack beizusteuern. Lange hat er dafür nicht gebraucht, so stellte er sich mit Brand und Nachwuchs-Dog Lil Bow Wow ins Studio und heraus kommt jetzt ein entspannt poppiger R´n´B Track mit süsslicher, doch tanzbarer Drum-Programmierung. Zum Zeichentrick passend ist die in schmalzigen Höhen stattfindende Synthi-Melodie, macht das Werk allerdings nicht kitschig sondern goldig. Ein Guter-Laune Song, der weniger von Diddy als vielmehr von Brandy lebt. Gute Kollabo. Ähnlich tanzbar, doch etwas düsterer legt Joe in seinem neuen Song vor. Zur Unterstützung organisierte er sich den fast allseits bekannten und respektierten The Lox Teil Jadakiss ans Mikrofon. Dabei fällt beiden vor allem auf, dass sie A Girl Like You wollen. Nicht sehr anspruchsvoll, allerdings ein sehr schön produzierter Song, basslastig, ohne unnötige Sampleei, vielmehr mit perfekt arrangierten Rap- und Sangesparts. Etwas Downtempo-lastiger gestaltet sich die nächste Kollabo. Chillig und entspannt kommt der Track Come Close To Me daher. Ein experimentalistisch anmutender Anfang. Produziert von...wen wundert es...den Neptunes. "It´s just a fly love song". Ah ja. Womit das geklärt wäre. Ein ganz entspannter Common rapt lässig über einem himmelsgleichen Beat, hebt sein Mädchen in gottesgleiche Sphären und spricht seinem Dasein jeglichen Sinn ab, fehlt die weibliche Inspiration. Das mag kitschig klingen, aber wenn man den Mann aus Chicago kennt, weiß man, dass er weit davon entfernt ist, sich selbst zu verkaufen. Wie immer setzt Conmmon Maßstäbe und verabschiedet sich von jeglichen Klischees. Für den Song holte er sich Mary J Blige zur Unterstützung ins Boot. Überraschenderweise zählen die Kritiken diese erste Auskopplung aus dem vorraussichtlich am 17. März erscheinenden Album Electric Circus noch zu den Schwachstellen des Werkes, man darf also gespannt sein, welcher Meilenstein der experimentellen Rap-Musik uns da erwartet. Noch etwas ruhiger lässt es Tyrese auf seiner neuesten Scheibe angehen. How You Gonna Act Like That nennt sich das Teil und knüpft an beste D´Angelo, Ginuwine und Co Zeiten an. Irgendwo zwischen Soul und R´n`B schwimmt die kraftvolle Musik des Sängers, sehr ausdrucksstark und gefühlsecht. Dabei tritt die Musik eindeutig in den Hintergrund, wobei der Beat im Midtempo-Bereich durchaus noch tauglich zum gediegenen Männlein-Weiblein Tanz ist. Meiner Meinung nach ein ganz starker Track.
Womit wir gleich zu den Neuheiten aus dem Hip Hop kommen sollten. Denn schließlich ist Tyrese auch in dieser Ecke kein unbeschriebenes Blatt, arbeitet er doch schon mit vielen Rappern zusammen. Da war allerdings der gute Fabolous noch nicht dabei. Nachdem der zuletzt hauptsächlich durch P Diddy und Jagged Edge von sich reden machte, flattert jetzt seine Vorschau auf sein Album Street Dreams in sämtlichen Cluby umher. Und genau dort gehört das Teil auch hin. This Is My Party heißt das Ding. Ja, tumber Texte, aber ein absolut klassich-basslastiger Beat zum bouncen, produziert von Mr Fingaz und Linx. Der Song drückt nach vorne, hat richtig Power und lebt vom unglaublichen Flow des jungen Mannes aus Brooklyn. Demnächst wird dann auch die charttaugliche Nachfolge-Single Can´t Let You Go zusammen mit Lil Mo erscheinen. Ein poppiger Track, eingeleitet mit Gitarren-Sample, in bester Tradition von Nelly und Jay-Z, die ja bereits beide mit schönen Balladen im Rap-Gewand glänzen konnten. Fabolous kann leider nicht ganz mithalten, wird aber trotzdem die Charts und Clubs mit dem Teil rocken. Ein ganz anderes Kaliber und wirklich ganz groß ist die nächste Auskopplung aus dem aktuellen Album des Straßenpoeten Nas. Ich hoffe wirklich inständig, dass diese Single endlich die Popularität erreicht, die ihr zusteht. Nas bedient sich hier des vor kurzem (siehe Überraschungen Part 8) erschienen Liedes von 2 Pac Thugz Mansion. Daraus machte er ein akkustisches Meisterwerk, die Gitarrenarbeit übernimmt J Phoenix. Wieder einmal beweist der Mann aus New York, dass ihm wohl im Moment kaum ein Rapper das Wasser reichen kann. Endlich wagt auch er den Blick über den Tellerrand und traut sich auf relativ unbekanntes Terrain indem er auf einen Beat völlig verzichtet, wirklich nur den Text sprechen lässt. Ein entspanntes, nachdenkliches Lied, mit Tiefgang. Großes Tennis. Dass da auch Jay Z auf einmal Experimente wagt, ist keine Überraschung, ist er doch Nasir Jones` größter Konkurrent. So lud er zur Verfeinerung seines neuesten Albums The Blueprint 2: The Gift And The Curse unter anderem Lenny Kravitz ein. Mit diesem nahm er den Track Guns´n´Roses auf, zufällig ist das Ganze auch noch von Heavy D produziert. Puh. Soviel Prominenz. Leichte Probleme hat der gute Herr Z dann aber schon, den richtigen Flow zu finden. Das tut dem Song aber keinen Abbruch, geben sich doch sowohl Produzent, Rapper als auch Sänger wirklich größte Mühe. Ein wirklich innovatives Stück Rap, textlich nicht so stark wie Thugz Mansion, dafür musikalisch besser. Weder musikalisch noch textlich oberste Klasse sind die Massiven Töne. Allerdings sind sie das vielleicht authentischste Stück deutschen Hip Hops was so herumläuft. Cruisen war stupide und gerade deswegen geil, Geld oder Liebe eine verdammt ehrliche Liebeserklärung an die Musik und Traumreise ist eine meisterhafte Aneinanderreihung von Phantasiebildern, gleichzeitig ein wunderbares Liebeslied. Eine Synthie-Melodie und im Hintergrund ein immer wiederkehrendes Sample, dazu das schwer zu fassende Piano kollaborieren perfekt mit dem simplen Beat, dazu die ehrlichen Lyrics. Für mich Highlight des Albums MT 3. Doch auch der Rest hat einiges zu bieten, da sollte auf jeden Fall das originelle Deutschland, Deutschland, die düstere Abrechnung Deutschrap sowie das Tatsachen beim Namen nennende Stress genannt werden. Auch wenn es oftmals von der Kritik als Ami-Attitüde bezeichnet wurde, was die Töne machen, so ist es doch ihr Leben. Sie zeigen Titten im Video, singen fast lächerliche Hooks und sind dabei immer noch ehrlich. Mit den Frühwerken Dichter in Stuttgart und Kopfnicker das beste Album der Jungs. Und kaum war das Ding veröffentlicht schrien sie alle "sellout", "Kommerz" usw. Eine an Gehirn sehr arme Szene. Doch verlassen wir endlich die Hip Hop-Heads und schauen kurz in die House-Szene hinein. Schon vor einiger Zeit ist dort von den Basement Jaxx ein richtig starker Remix erschienen, nämlich haben sie sich des von den Neptunes produzierten und von Justin Timberlake performten Liedes Like I Love You angenommen. Wer die Londoner Liebhaber elektronischer Musik kennt, weiß, dass das Teil quasi gut sein mussen. Das Original geht keinesfalls verloren, vielmehr werden die wirklich guten Stellen hervorgehoben. So wird aus einem guten Song ein hervorragendes Stück Clubkultur. Rumms. Kein weiter weg vom House zum Elektro. Anders kann man die Sound-Tüftler von Telepopmusik aus Frankreich wohl schwerlich bezeichnen, schwebt doch ihr Sound stetig zwischen House, Ambient, Hip Hop und Lounge, hin und wieder mischt sich eine Bassline aus der Technoszene darunter. Bereits im zweiten Quartal des vergangenen Jahres ist der Longplayer Genetic World erschienen. Jetzt setzt langsam die Single Breathe zum Sprung auf die Charts an. Die Stimme leiht dem Song die Schottin Angela Mc Clusky. Ein schönes Stück Elektro-Pop was die Jungs hier gezaubert haben und wer mir sagt, aus welcher Werbung das Teil ist, kriegt ein Geschenk. Ganz anders kommt unsere nächste Überraschung daher, es handelt sich um ein Ska-Punk Stück, dahinter steht Rancid-Frontmann Tim Armstrong. Ein bisschen Ska, Rap, Rock, Crossover, Hardcore, Punk, dazu dieses seltsame Piano und der Gorillaz-Effekt. Bumms, da ist sie also, Diamonds and Guns, die erste Single der Transplants. Dazu muss man sagen, musikalisch ist das hier kein Meisterwerk. Ein einfaches Piano, auch die Riffs des Liedes sind nicht sehr anspruchsvoll, doch das Arrangement und die etwas rotzige Art des Songs machen ihn gut. Wem das dann gefällt, dem sei auch gleich noch Tall Cans In The Air empfohlen. Zum Abschluss bewegen wir uns dann noch mal in die nu Rock Ecke. Da haben wir heute die All American Rejects. Swing Swing heißt die dazugehörige, etwas schwülstige, Single. Kein Wunder, die Rocker sind bei Dreamworks unter Vertrag. Der Song an sich ist professionell produziert und dadurch geht ihm die typische Rock-Atmosphäre etwas ab, das dreckige, Proberaum-Feeling sucht man vergebens. Schade, aber das Leben an sich ist eben kein Picknick. In diesem Sinne, bis zu den nächsten Überraschungen.



Datum: 2003-02-07 18:25:34

Natürlich noch was vergessen.
Auch das noch:
Aaaron Lines - You Can`t Hide Beautiful = hässliches Entlein
Unwritten Law - Rest Of My Life = StGB
Mia - Kreisel = Söldnertruppe
Obie Trice + Eminem - Rap Name = Große Namen
Busted - Year 3000 = Wahrsagerin

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