Berichte
Die Null-Generation

Was soll nur aus dir werden? - dieser Satz dürfte jedem von uns überaus bekannt vorkommen, ein jeder hat ihn gehört, viele Male, von Lehrern, Erziehungsberechtigten oder sonst einer Person, die im Grunde gar kein Recht hat sich in unser Leben einzumischen und wenn ich selbst darüber nachdenke, dann kommt mir eine andere Frage in den Sinn, früher und von größerer Bedeutung: Die Frage nach uns selbst - wer sind wir?

Denn im Grunde gibt es neben der Tatsache, dass wir alle ein und der selben Stufe entstammen, kaum eine Gemeinsamkeit zwischen uns. Neben so hochtragenden Dingen, wie der Würde des Menschen oder der Fähigkeit des selbigen Gut und Böse unterscheiden zu können (wobei ich mir in diesem Falle nicht einmal sicher bin) gibt es nichts was uns vereint. Wir sind eine Generation ohne Ideale, ohne ein Ziel, ohne etwas für das wir kämpfen können. Andere hatten die Wiedervereinigung, sie hatten MTV, den Computer, die Flower Power oder Adolf Hitler. Und wir? - wir haben nichts. Wir haben nichts geleistet und unsere Generation, die 82er, wird niemals in irgendwelchen Geschichtsbüchern, Chronologien oder Almanachen auftauchen - nie wird man von UNS sprechen und vielleicht wird man sich nie an UNS erinnern. Aber ist das denn so tragisch?

Uneinigkeit bedeutet Facettenreichtum und Unterschiede schaffen Individualität? Wenn ich mich umsehe, Tag für Tag, mich im selben Augenblick in Grund und Boden schämen, vor Ekel übergeben oder vor Freude lachen möchte, dann hat das etwas zu bedeutet. Solch ein Stufe - wie die Unsrige - gab es mit größter Sicherheit niemals zuvor. Wir haben graue Mäuschen und Möchtegernhexen, ein kleines satanisches Mädchen und einen großen Blonden vom anderen Ufer, wir haben Hip-Hopper und Säufer, Selbstdarsteller und merkwürdige Typen mit Segelohren die theatralische Texte schreiben - besser kann es nicht mehr werden. Wir sind keine Gemeinschaft - sondern Individuen, kein Kollektiv - aber eine Gruppe. Wir werden etwas erreichen, nichts Weltbewegendes und mit Sicherheit nicht gemeinsam, aber doch ein jeder für sich selbst und wenn ich daran denke, was aus euch allen werden kann, dann freue ich mich schon auf das Klassentreffen in 30 oder 40 Jahren, an dem wir uns alle wiedersehen.

Es war mir eine Ehre


PS: Man verzeihe mir diesen Anfall von weinerlichem Gefasel aber so Texte entstehen nun einmal um 4 Uhr morgens...

David Ciszewski

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